Vor kurzem verbrachte ich einige Tage in einem christlichen Kloster. Ich kenne diesen Ort schon viele Jahre und genieße es immer sehr, wenn ich dem lauten Alltag in Berlin entkommen und in die Stille des Klosters eintauchen kann.

Auch dieses Mal bin ich in die Bücherstube geschlendert und habe mir die ausliegenden Bücher angeschaut. Eines sprang mir sofort in die Augen, mit dem Titel "Intimität". Etwas belustigt so einen Titel im Kloster zu finden, begann ich aufmerksam darin zu lesen. Und es überraschte mich erneut, das der Autor vor allem von Intimität zu sich selbst schrieb, die eine Nähe zu anderen oder auch im Glauben möglich macht.

In meiner Arbeit mit Patienten erlebe ich sehr oft diese fast "intimen" Momente, wo sie auf dem Weg der Heilung dichter zu sich selbst finden, zu einer inneren Wahrheit, oder auch zu einer inneren Ehrlichkeit zu sich selbst. Und diese Intimität mit sich selbst sind sehr berührende und wahrhaftige Momente. Gerade gestern sagte eine langjährige Patientin zu mir, das sie nie geglaubt hätte, wieviel Facetten und Schichten in ihr zur Heilung und zum Vorschein kommen würden. Sie hätte nicht gedacht, als sie die Behandlung begann, das sie auf eine lange tiefe Reise zu sich selbst geht.

Diese Intimität zu sich selbst bedeutet auch Mut Neues zu entdecken und auch Seiten an sich kennenzulernen, die man nicht so lieb hat. Durch Krankheiten werden wir von unserer Körpergeistseele indirekt aufgefordert wieder etwas näher an uns heranzurücken und einen neuen Aspekt von uns kennen und lieben zu lernen. Wenn wir lernen dürfen hinzuhorchen kann Heilung entstehen. Dann kann Krankheit ein Geschenk werden, weil es uns auf unserem Weg weiterbringt und einen Erkenntnisgewinn darstellt.

Ich wünsche Ihnen viele solcher intimen Momente mit sich und Anderen.

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